Eine Schule mit oder ohne Turm?
Heute sieht es so aus, als wäre der Turm schon immer auf dem Dach der Schule. Dem ist allerdings nicht so.
Der Turm war die Spende eins Quohrener Einwohners, der selbst keine Kinder hatte. Er spendete kurz vor seinem Tod sein gesamtes Geld der Gemeinde Quohren (damals gehörte Quohren noch nicht zur Gemeinde Kreischa) Sein Wunsch war, dass ein Turm mit Uhr auf der Schule errichtet wird.
Und so bekam die Schule 1896 einen Turm mit dazugehöriger Uhr. Die Uhr schlägt einmal die halbe Stunde und die volle Stunde entsprechend, wie spät es ist.
Von da an wurde die Uhr ein Mal pro Tag aufgezogen um immer die richtige Zeit anzuzeigen. Gangwerk und Schlagwerk sind für 24 Stunden ausgelegt.
Das Ende der Uhr…
Das kleine Uhrwerk verrichtete zuverlässig seinen Dienst. Doch leider wurde es nie richtig gewartet, und auch der Turm nagte der Zahn der Zeit. Und so sorgte eindringendes Wasser für die Beschädigung der Holzkonstruktion des Turmes.
Ende der 1970er Jahre riss dann auch noch das Stahlseil an dem die Gewichte für das Schlagwerk hingen. Da es zu Zeiten der DDR (nahezu) unmöglich war, ein neues Stahlseil geschweige denn Holz für die Reparatur des Turmes zu besorgen, wurde keine Instandsetzung durchgeführt.
Und so kam es, dass die kleine Uhr Ende der 1970er Jahre ein letztes Mal mit ihren Klang das Dorf füllte. Ab diesem Tag hüllte sich ein Schweigen um den Turm. Ein Schweigen, dass scheinbar für immer anhalten wird.
Abriss oder Neubau
Die Uhr stand nun bereits über 20 Jahre lang still und der Staub der Zeit hatte sich auf ihr niedergelassen.
Als wir 1999 das Dach sanierten, stellte sich nun die Frage ob der Turm erneuert oder abgerissen wird. Es war ja schließlic auch eine Geldfrage, denn der gesamte Turm musste neu gebaut werden. Die alte Substanz war einfach nicht mehr tragfähig. Eingedringendes Wasser und Holzschädlinge hatten für die Zerstörung der Holzkonstruktion im unteren Teil des Turms gesorgt. Einzig die Unterkonstruktion der Turmspitze hatte die Zeit überstanden und konnte wieder verwendet werden.
Zu unserem Glück hatte die Denkmalschutzbehörde den Turm Anfang der 90er Jahre auf die Denkmalschutzliste gesetzt. Wir beantragten beim Freistaat Sachsen einen Zuschuss für die Wiederherstellung des Turmes. Dieser wurde nach langem hin und her auch bewilligt. Auch die Gemeinde Kreischa gab einen Zuschuss für den Neubau dazu. Doch mit diesen Zuschüssen allein kann man einen Turm nicht wiederherstellen.
So kam uns ein Zufall zu Gute. Ich war damals im latzten Jahr meiner Lehre zum Zimmermann. Damit war es uns möglich den noch fehlenden Teil an Finanzierung durch Eigenleistungen zu übernehmen. Der Turm wurde vor dem Rückbau komplett vermessen, um neues Holz zu bestellen. Auch wurde ein 1:1 Aufriss der Sparren des Turmstumpfs (der Teil der direkt auf dem Dach stitz) angefertigt. Die alten Sparren waren durch das eingedrungene Wasser und Holzschädlinge so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass auch diese nicht gerettet werden konnten.
Die Spitze des Turmes wurde mit Hilfe eines Autokranes heruntergehoben und zunächst im Garten abgestellt. Während der neue Turm errichtet wurde, musste die Spitze allerdings noch ein ganzes Jahr auf dem Erdboden stehen bleiben. Dann endlich kam der Bescheid über die Fördermittel um die Turmspitze zu erneuern.
Die Arbeiten an der Turmspitze waren, im Vergleich zum Turm selbst, unkompliziert. Die Unterkonstruktion war in einem sehr guten Zustand. Lediglich die alte Schalung und das Blech wurde entfernt und durch neue Schalung und neues Blech ersetzt. Danach kam der Tag der Tage. Wieder war ein Autokran von Nöten, um die Spitze wieder auf den Turm zu haben. Damit war das Wahrzeichen von Quohren endlich wieder vollständig.