Quohrener Turmgeschichte(n) Teil3

Quelle: Bote von Wilisch Januar 2001 Nr.147

Turmgeschichte Teil 3
Turmgeschichte Teil 3

Jetzo mit der Kraft des Stranges wiegt die Glock‘ aus ihrer Gruft,
daß sie in das Reich des Klanges steige in die Himmelsluft!
Ziehet! Ziehet! Hebt! Sie bewegt sich, schwebt! Freude diesem Ort bedeute Friede sei ihr erst Geläute!

Friedrich Schiller:
Die Glocke

Am 28. November wurde es mit des Stranges Kraft in luftige Höhe gezogen und auf seinen angestammten Platz gesetzt – das Quohrener Schultürmchen.

Nach 2-jähriger Standzeit auf dem Schulhof und zähem Ringen um seine Restaurierung bewegte es sich, schwebte in das Reich des Klanges in die Himmelsluft und der Bürgermeister und Frau Grimmer und wir beiden Starfotografen waren genauso bewegt wie das Türmchen selbst, nur im Inneren.

Uns fiel jener 15. Dezember 1998 ein, als wir mit der Unteren und Oberen Denkmalspflege auf dem Schulhof gestanden hatten, und die Dame Juchheim und der Herr Dr. Rosner hatten ernste Gesichter gemacht und bedeutungsvoll genickt und leise Hoffnung gegeben für das Quohrener Wahrzeichen. Das war also vor 2 Jahren und 3 Monaten gewesen.

In dieser Zeit hat Frau Grimmer unvorstellbare bürokratische Hürden überwinden müssen und nicht nachgegeben und ihre Kämpfernatur und ihre Energie gebündelt zu einer Zuchtrute gegen langläufige Amtswege und Hinhaltetaktik und nur so erreicht, daß Ende September 2000 der Fördermittelbescheid im Briefkasten war.

(Lesen Sie dazu ruhig noch mal die Wilischboten 2/99 und 1/2000!) Aber nun mußte es schnell schnell gehen, bis Jahresende das Türmchen nicht nur schweben, sondern aufsitzen und die Uhr mußte ihre Zeiger drehen und den Quohrenern die Stunde schlagen wie in alten Zeiten! Daß der Termin eingehalten werden konnte, ist mehreren Fachfirmen (Uhrenkabinett, Bedachung, Blitzschutz, Gerüstbau) zu verdanken.
Viele Stunden Eigenleistungen brachte der Sohn Tino mit Familienangehörigen und Freunden ein. Um das Türmchen aufsetzen zu können, mußte noch einmal ein Spezialgerüst gestellt werden.

An der nicht unbeträchtlichen Finanzierung beteiligte sich neben der Denkmalspflege und Frau Grimmer selbst auch die Gemeinde. Es war ein grauer und kalter Tag, dieser 28.November, aber wir spürten diese Widrigkeit nicht gegenüber der Freude, daß das kleine Dorf Quohren durch die Initiative der engagierten, heimatverbundenen Hauseigentümerin ein Stück Indentität zurückgewonnen hat.

Wenn der Wilischbote erscheint, wird die Uhr schon mehrere Tage halbstündlich anzeigen, dass an der Kipse die Zeit nicht stillsteht.
„Wir haben unsere Schuluhr wieder!“ freuen sich die alten Quohrener und können nicht genug Geschichten von ihr erzählen. Und sie werden in schlaflosen Nächten wie früher die Gongtöne zählen und Erinnerungen träumen.

Daß die Uhr schon einmal längere Zeit schwieg, davon berichtet das nebenstehende Gedicht aus einem Wilischboten von 1915. Da war der l. große Krieg.
Möge der alten neuen Uhr dieses Schicksal erspart bleiben und ihr Geläute immerwährenden Frieden über uns und unsere Heimat ausrufen!

HH